Wegen der Coronakrise mussten unsere Jahreshauptversammlungen 2020 und 2021 abgesagt werden. Im Juli 2022 holten wir die Auszeichnungen für diese Jahre nach. Sie werden hier deshalb auch hier zusammengefasst.
Auszeichnunen in Gold
Holbeinstraße 30 - Mehrfamilienhaus "Beznerturm"
Bauherr ist die Baugemeinschaft Beznerturm mit den Architekten Bächle-Meid. Als eine der ersten Baugemeinschaften in Ravensburg haben sich hier unter der
Federführung von Thomas Bihler zahlreiche Bauwillige zusammengetan, um das alte Bürogebäude, in dem die Wirtschafts-Kriminalpolizei bis vor wenigen Jahren untergebracht war, umzugestalten. In den
Obergeschossen wurden hochwertige Wohnungen eingebaut und das Erdgeschoss ist für Büronutzung vorgesehen. Außen wurde die Fassade aufwendig mit einer wärmegedämmten Vorsatzschale aus altem
Ziegelmaterial neu gestaltet. Das Gebäude erhielt 2020 vom Bund Deutscher Architekten BDA den begehrten Hugo-Häring-Landespreis.
In der Begründung der Jury heißt es:
"Bei der Konversion der Ravensburger Maschinenfabrik Bezner, auch Mühlenviertel genannt, sollten neben einem Projektentwickler auch Baugemeinschaften zum Zug
kommen. Eine blieb übrig, die das ehemalige Verwaltungsgebäude, einen Turm am zentralen Quartiersplatz, übernahm. Karin Meid-Bächle und Martin Bächle, die auch die benachbarte Werkhalle mit ihrer
der historischen Ziegelfassade in einen Coworking-Space für Kreative verwandelten, lehnten sich an die Ästhetik der Segmentbögen und Ziegelmauern an und umhüllten den sechsgeschossigen Turm mit
einer Backsteinfassade. „Der nachhaltigste Ansatz ist immer, bestehende Gebäude um- und weiter zu benutzen. Deshalb wünscht man sich mehr von diesen qualitätvollen Bauten – überall.“
Spohnstraße 1 - Einfamilienhaus mit Schuppenanbau
Mit viel Liebe und Zeitaufwand hat die Bauherrschaft - Johannes Kazmaier mit Zita Steinle - in Eigenregie das alte Haus nach und nach umgebaut und dabei großen Wert auf die Wiederverwendung der vorhandenen Bauelemente gelegt. Da der Bauherr ein gelernter Zimmermann und Architekt ist, konnte vieles sachkundig und in Eigenleistung geschehen. Im Gartenschuppen ist eine kleine Werkstatt eingerichtet. Dort finden gelegentlich auch Seminare für Freunde des Kaffeegenusses statt, denn der Bauherr ist nebenberuflich gelernter Barista.
Gänshaldenstraße 2 - Einfamilienhaus mit Wohngarten
Ein kleines Einfamilienhaus aus der Jahrhundertwende wurde in den letzten 30 Jahren sukzessive mit viel Engagement und Feingefühl renoviert. Es gehört zu einer ganzen Reihe von Häusern im Schweizer Stil in dieser Straße. Ein Anbau aus den 1960 von den Vorbesitzern und ein moderner Anbau im Wintergartenstil von den jetzigen Besitzern (Familie Friedel/Neumann) auf der Gartenseite gibt dem historischen Gebäude einen ganz speziellen Charme. 2022 wurden die Außenfassade und das Dach renoviert. Erst durch diese Maßnahme wurden wir vom Bürgerforum auf das Kleinod aufmerksam. Ein wunderschöner, gepflegter Garten rundet das vorzügliche Gesamtbild ab.
Holbeinstraße 30/1 - Werkhalle im "Mühlenviertel"
Im Zusammenhang mit der Neubebauung der Industriebrache im Gelände der ehemaligen Firma „Bezner Anlagen- und Maschinenbau GmbH“, die 2012 ihre Tätigkeit einstellen
musste, stellte sich für die Beteiligten, dem Bauherrn Andreas Reisch mit den Architekten Bächle-Meid die Frage nach der Nutzung der vorhandenen Werkhalle. Zuerst dachte man an die Einrichtung
eines lokalen Marktes, was aber nicht zustande kam. Zuletzt entstand die Idee einer multifunktionalen Einrichtung mit Arbeitsplätzen für kreative Jungunternehmer sowie einen zentralen
Veranstaltungsraum für allerlei kulturelle Veranstaltungen mit entsprechenden Nebenräumen. Der rohe Werkhallencharakter wurde von den Architekten bewusst erhalten und gibt dem Gebäude heute
seinen Namen und den unverwechselbaren Charme. Der Umbau wurde 2022 von der Architektenkammer Baden-Württemberg für beispielhaftes Bauen ausgezeichnet.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Als Quartiersmittelpunkt ist die alte Werkhalle behutsam bzw. beispielhaft saniert und erhalten worden. Damit gelingt den Verfassern, die Werkhalle als zeitgeschichtliches Dokument im
Beznerareal zu erhalten. Durch das geschickte Ergänzen mit eingestellten Betonkuben für die dienenden Zwecke wird eine multifunktionale Nutzung angeboten. Die historischen Holzkonstruktionen sind
saniert und lassen für die Nutzer und Besucher die ehemalige industrielle Geschichte atmen. Notwendige Erneuerungen werden mit Beton unter dem vorhandenen Duktus der alten Fassade ergänzt. Eine
Symbiose von historischen und neuen Ergänzungen zeigen ein beispielhaftes ineinander gefügtes Zusammenspiel.“
Gänshaldenstraße 7 - Zweifamilienhaus mit Wohngarten
Ein weiteres Einfamilienhaus im Schweizerhausstil aus der Jahrhundertwende wurde in den letzten 30 Jahren sukzessive modernisiert und renoviert. Im letzten Bauabschnitt wurde das Haus für ein Mehrgenerationenhaus in ein Zweifamilienhaus umgebaut. Schon vor 2 Jahrzehnten wurde vor dem Eingang ein Stahlpavillion im Pagodenstil angebracht. Im Innenbereich wurden die historischen Materialien liebevoll und aufwändig restauriert. Alles in Allem eine werthaltige Sanierung unter der Federführung des langjährigen Sanierungsarchitekten Achim Scheible, der auch in der historischen Altstadt von Ravensburg seine tiefen Spuren hinterlassen hat.
Spohnstraße 22 - Spohn-Gymnasium
Das Spohn-Gymnasium ist ein städtisches humanistisches Gymnasium. Es ist nach dem Ravensburger Unternehmer Julius Spohn benannt. Die jahrelange Generalsanierung des
Spohngymnasiums ist seit 2021 abgeschlossen. 23,3 Mio. Euro hat die größte Hochbaumaßnahme in der Geschichte der Stadt gekostet. Jetzt ist das Denkmal, in dem täglich mehr als 1.100 Schüler und
Lehrer ein- und ausgehen, technisch und energetisch für die Zukunft gerüstet.
An eine zweijährige Projektvorbereitung in den Jahren 2012 bis 2014 schlossen sich vier Bauabschnitte an. Bei den Baumaßnahmen wurden im Laufe des Umbaus neue
Sanierungsbedarfe offensichtlich. So wurde zusätzlich das gesamte Dach einschließlich der Sternwarte, Gaupen und Fenster erneuert und das Dachgeschoss saniert. Zusätzlich wurden die
Lehrerarbeitswelten neu gestaltet.
Das jetzt sanierte denkmalgeschützte Gebäude erfüllt die städtischen Nachhaltigkeitsziele. Der Energieverbrauch konnte spürbar reduziert werden. Dadurch sinken langfristig die
Unterhaltungskosten. Zwischen 2013 und 2021 wurde der Wärmeverbrauch im Gebäude jährlich um 20 Prozent reduziert, der Wasserverbrauch um 56 Prozent.
Der tiefe Eingriff in die Bausubstanz wurde bei laufendem Schulbetrieb bewältigt. Schüler und Lehrer waren jahrelang vielen Einschränkungen, Schmutz, Baulärm und Umzügen ausgesetzt. Über das
Ergebnis zeigen sich alle, einschließlich des Bürgerforums sehr zufrieden. Mit der Planung und Objektüberwachung war das Architekturbüro Hildebrand und Schwarz beauftragt.
Auszeichnungen in Silber
Eisenbahnstraße 14 - Wohn- und Geschäftshaus
Das Gebäude wurde vor kurzem von einem dort wohnenden Mieter übernommen. Dieser hat sich mit seiner jungen Familie an einen Außensanierung und an den Ausbau des zweigeschossigen Mansarddaches gewagt. Dort ist eine kleine Wohnung mit attraktiver Dachterrasse mit wunderschönen Rundblick auf die historische Altstadt entstanden. Die Fassade wurde teilweise neu gestaltet. Die übrigen Wohnungen sollen in den nächsten Jahren folgen. Wir gratulieren der Familie Brunner zur dieser gelungenen Sanierung.
Weinbergstraße 25 - Einfamilienwohnhaus
Die Bauherrschaft, Sabine und Simon Dietz mit den Architekten Dietz GbR, hat auf die naheliegende Option, nämlich einen Totalabriss mit größerem Neubau, bewusst
verzichtet zugunsten einer Sanierung innerhalb der alten Hülle. Auf diese Weise ist ein hochmoderner Neubau mit großzügigem Garten in einer organisch gewachsenen Umgebung entstanden. Die immensen
Eingriffe im Inneren sowie das Anheben des Daches um einige Zentimeter wurden so zurückhaltend ausgeführt, dass man dies von außen kaum wahrnimmt.
Herrenstraße 50 - Mehrfamilienwohnhaus mit Stadtgarten
Wäre es in den 1980-er Jahre nach der Planung der damaligen Stadtverwaltung gegangen, wäre diese gründerzeitliche Stadtvilla dem Erdboden gleich gemacht worden. Doch die damaligen Besitzer und das Bürgerforum Altstadt konnten diese Entwicklung verhindern. Nun hat nach rund 40 Jahren dieses Gebäude neue Liebhaber gefunden, die von dem Wert und den Charme des Gebäudes sehr angetan sind. Die Familie Hipp/Streicher hat das Innere des Gebäudes mit viel Sorgfalt und Feingefühl saniert. Viele historische Details, wie z.B. die alten Innentüren mit geätzten Gläsern wurden erhalten. Dort wo alte Details verschwunden waren, wurden sie durch gleichwertige Replika ersetzt. Der große Garten mit seinem alten Baumbestand ist ein kleinen grüne Oase in der Altstadt geblieben, die seinesgleichen sucht. Alles in Allem eine zurückhaltende Sanierung, die der Würde des Hauses Rechnung trägt.
Seestraße 5 - Mehrfamilienwohnhaus
Dieses Gebäude wurde vor wenigen Jahren von der Stadt Ravensburg im Rahmen des Neubaus des Rathauses in der Seestraße an privat veräußert. Durch eine vom Bürgerforum schon vor Jahrzehnten geforderte Erhaltungssatzung und in diesem Bezirk auch umgesetzte Erhaltungssatzung blieb das Haus vor einem Abriss geschützt. Nun hat der neue Besitzer die Immobilie, die auch schon vorher für das studentische Wohnen genutzt war, neu für diesen Zweck saniert. Die äußere stadtbildprägende Hülle wurde bis auf den Einbau von Dachgaupen im dortigen Dachgeschoss in alten Charakter erhalten und frisch saniert. Das Bürgerforum freut sich, zusammen mit dem neuen Besitzer Peter Schlegel und seinem Architekten Peter Behr drüber, zum Erhalt dieser Immobilie beigetragen zu haben.
Seestraße 22 - Wohn- und Geschäftshaus
Der Bauherr Michael Rheinländer hat sich Jahren auf den Verkauf und Restaurierung von hochwertigen Füllfederhaltern des Fabrikats Montblanc spezialisiert. In den neuen Räumen in der Seestraße 22 findet der Verkauf, die Reparatur und die Aufarbeitung der kostbaren Federhalter statt. Auf Wunsch können auch Gravuren aufgebracht werden. Wegen den hohen Erwartungen der erlesenen Kundschaft wurden die Räumlichkeiten mit besten Materialen und viel Geschmack ausgestattet. Besonders beeindruckt die aufwendig aufbereitete Ladeneingangstüre.
Bachstraße 47 - Wohn- und Geschäftshaus
Bauherr ist Stefan Westermann mit dem Architekten Thomas Stumper. Dieser erläutert: "Das Grundstück Bachstraße 47 wurde vermutlich bereits um 1300 bebaut. Im
Mittelalter hieß die Straße noch 'am Gerberbach', ein Hinweis, dass hier viele Gerberwerkstätten entstanden, die den offenen Bachlauf nutzen konnten. Das Gebäude Bachstraße 47 war vermutlich
ursprünglich auch ein Gerberhaus. Aus den Grundbüchern lässt sich zurückverfolgen, dass das Gebäude zumindest seit 1789 im Besitz der Rebleutefamilie Erb war. Der letzte Besitzer hieß ebenfalls
Erb und bewohnte das Haus allein (!), eine gewerbliche Nutzung fand nicht mehr statt.
In die alte Gebäudesubstanz wurde mehrfach massiv eingegriffen. So wurde 1911 durch einen Brand der Dachstuhl zerstört. In den 50er-Jahren wurden die obersten drei Geschosse (Erstes und zweites
Dachgeschoss sowie drittes Obergeschoss) erneuert. In den darunterliegenden Geschossen wurde die Statik durch den Einbau zahlreicher Stahlträger und Stützen verändert. Das Haus steht nicht unter
Denkmalschutz.
Die Bauarbeiten umfassten den Einbau eines betonierten neuen Treppenhauses samt Aufzug, die Erneuerung der gesamten Haustechnik einschließlich dem Einbau einer Hybridheizanlage mit einer
Luftwärmepumpe, die Herstellung des Brand- und Schallschutzes sowie die Wiederherstellung der historischen Fassade zur Bachstraße. Auf der Rückseite wurde die vorhandene Balkonzone samt Fassade
an die Ansprüche modernen Wohnens angepasst. Über die ersten drei Etagen entstanden Büroflächen, darüber drei Mietwohnungen unterschiedlicher Größe, eine davon barrierefrei. Das Gebäude wurde
2022 für beispielhaftes Bauen im Landkreis Ravensburg von der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet.
In der Begründung der Jury heißt es:
„Der beispielhafte Umbau mit Sanierung schafft nicht nur zusätzlichen Wohnraum, das Haus zeigt nun sowohl an der Vorderfront als auch an der Rückseite ein klares Gesicht! Der Eigentümer
orientierte sich für die Sanierung an einem Foto von 1910, das die Ladenfassade zeigt. In die alten Fensterstürze mit flachen Dreiecksgiebeln wurden die um 1900 üblichen zweiteiligen Fenster mit
oberem Querteil eingefügt. Die wichtigste Neuerung an der Straßenfassade ist eine zusätzliche Gaube, die ein zweites Dachgeschoss ermöglicht. Auf der Rückseite begeistert die neue 'Ordnung':
Holzlamellenelemente geben nun eine klare Struktur. Das zusätzliche Dachgeschoss ist gut durchdacht und lichtdurchflutet, der Blick aus der Schlafzimmergaube auf das Untertor und von der großen
Terrasse auf die Grünanlagen einfach grandios. Für einen kleinen Aufzug war der Platz im schmalen Treppenhaus vorhanden. Glückliche Mieter in bester zentraler und ruhiger Wohnlage, mit Blick ins
Grüne und ins Blaue.“
Herrenstraße 37 - Wohn- und Geschäftshaus
In diesem Wohngebäude befinden sich mehrere denkmalgeschützte Einbauten. Nun wurde nach einem Mieterwechsel, die Wohnung im ersten Obergeschoss mit viel Liebe und Sorgfalt renoviert. Keine Selbstverständlichkeit für jemanden, der die Wohnung nicht selbst bewohnt. Der Besitzer Lucas Vetter hat in Zusammenarbeit mit seiner Mutter, der Architektin Jenny Vetter, dieses Projekt erfolgreich realisiert. Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich.